Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gemeinde

Zur Klimaneutralität einer Kirchengemeinde ist ein langer und steiniger Weg. Dies zeigt die lange Liste der bisher in Angriff genommenen Projekte. Projekte machen Arbeit und sind immer auch mit finanziellen Wagnissen verbunden. Die Durchführung jeder einzelnen Maßnahme macht aber auch Mut, weitere Schritte folgen zu lassen. Wir sind überzeugt, dass diese Arbeit zu dem Auftrag hinzugehört, den Gott uns gegeben hat. Und wir freuen uns, wenn zukünftige Generationen von unseren Bemühungen profitieren.

 

Seit dem Jahr 2013 beschäftigt sich das Presbyterium intensiv mit der Renovierung der Gebäude. Dabei ist die Frage der Energie-Einsparung und des Umstiegs auf erneuerbare Energien immer stärker in den Mittelpunkt getreten.

Die Beheizung der Gebäude und der Stromverbrauch haben einen Anteil von geschätzten 80% an der Energiebilanz einer Kirchengemeinde. Zu diesem Ergebnis kommt einer Untersuchung der Badischen Landeskirche.

Also wird in einem ersten Schritt geprüft, ob ein Gebäude nachhaltig für die Arbeit in der Kirchengemeinde gebraucht wird. In einem zweiten Schritt erkunden wir, wie ein Gebäude energieeffizienter gemacht werden kann. In einem dritten Schritt geht es um die Möglichkeit des Umstiegs auf erneuerbare Energien.

 

AG Klimaneutrale Kirchengemeinde

Im Jahr 2022 hat sich zur Unterstützung der Arbeit des Presbyteriums eine AG Klimaneutrale Kirchengemeinde unter Leitung von Pfarrer Arno Wittekind gebildet. Ihr gehören Tanja Kostuj, Claudia Lehmhaus, Felix Eckert, Günther Heuer, Uwe Petersen und Thorsten Ubach an.

Die Arbeitsgruppe ist dabei, eine Energiebilanz der Kirchengemeinde auf dem aktuellen Stand zu halten. Sie ist auf einem Padlet im Internet öffentlich einsehbar. Außerdem hat die AG eine Energieberatung durch die Landeskirche vorbereitet und begleitet. Sie wurde im Sommer 2023 durchgeführt. Der Abschlussbericht mit den vergleichenden Grafiken ist ebenfalls online einsehbar.

Klimaneutrale Kirchengemeinde Castrop (padlet.com)

 

 

Gebäudekonzeption

In der Gebäudekonzeption, die seit 2013 ständig aktualisiert wird, ist für die Zukunft der Erhalt von zwei Zentren für die Gemeindearbeit vorgesehen:

a) Altstadt mit den Gebäuden, Lutherkirche, Wichernhaus, dem Wohn- und Geschäftshaus Wittener Straße 21 und dem Pfarrhaus, Brückenweg 14

b) Rauxel mit der Pauluskirche, dem Gemeindehaus und dem Pfarrhaus, Alleestraße 2.

Das Jugendhaus, Luisenstraße 10, soll so lange wie möglich erhalten bleiben. Das hängt zum Teil an der Förderung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit durch die Stadt. Die Auferstehungskirche wird durch den Friedhof bewirtschaftet, ebenso die Dorfkirche Pöppinghausen. Auch sie sollen erhalten bleiben, werden aber nicht aus Kirchensteuern finanziert. Die Kindergärten werden in der Energiebilanz mit erfasst. Der Weg zur Klimaneutralität liegt aber in den Händen der Kindergartengemeinschaft.

Vor jeder neuen Baumaßnahme wird die Gebäudekonzeption vom Kirchenkreis und von der Landeskirche daraufhin geprüft, ob sie noch dem Raumbedarf der Arbeit vor Ort entspricht.

Renovierung des Wichernhauses 2015-2016

Die Renovierung des Wichernhauses mit einem Kostenvolumen von 1,7 Millionen Euro beinhaltete die Erneuerung der Heizung und der Fenster und die Dämmung des Saales und der Wohnungen zum Dach hin. Durch den Ausbau des Untergeschosses zur Tagespflege verringerte sich die von der Gemeinde genutzte Fläche. Der Energieverbrauch der Kirchengemeinde wurde in diesem Zug um ca. 50% gesenkt. Die Beleuchtung der Räume konnte zum großen Teil auf LED umgestellt werden. In den zwei letzten Räumen wird das in absehbarer Zeit erfolgen. Dies ist von der Energieberatung der Landeskirche im Jahr 2023 lobend erwähnt worden. Für ein über 100 Jahre altes Gebäude ist der energetische Standard des Wichernhauses erstaunlich gut.

Erneuerung der Heizung der Lutherkirche 2016

Aufgrund eines Brandes musste im Jahr 2016 die Heizung der Lutherkiche erneuert werden. Die neu gebaute Heizung ist ein Luftumwälzsystem und verbraucht sehr viel weniger Energie als die vorherige Heizung. Im Winter 20222-23 wurde der Gottesdienst für mehrere Monate ins Wichernhaus verlegt. Die Kirchentemperatur wurde bei ca. 10°C gehalten. Der Einspareffekt dieser Maßnahme ist noch nicht bezifferbar. Auch die Kirche hat im Zuge der Energieberatung gute Noten bekommen. Der Stromverbrauch der Kirche war allerdings auffällig hoch. Im Winter 2023/24 werden deshalb die Gewölbe-Beleuchtung und die Beleuchtung des Altarraumes auf LED umgestellt.

Energetische Sanierung des Pfarrhauses, Alleestraße 2, im Jahr 2019

Das Pfarrhaus hat vor dem Einzug des Ehepaares Ditthardt im Jahr 2019 ein neues Dach mit Aufdachdämmung und eine neue Fassade bekommen. Der energetische Standard des Hauses ist nun sehr hoch. Ein möglicher weiterer Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität ist die Ausstattung der südlichen Dachfläche mit einer PV-Anlage. Dies wird im Gesamtkonzept mit den anderen Gebäuden an der Alleestraße bedacht.

Erneuerung der Heizung des Jugendhauses, Luisenstraße 10, im Jahr 2021

Im Herbst 2021 musste die defekte Bodenheizung des Jugendhauses durch eine neue Heizung ersetzt werden. Das Presbyterium hat sich zu dieser teuren Maßnahme entschlossen, um den Betrieb der Offenen Tür und der gemeindlichen Jugendarbeit dort weiter aufrecht zu erhalten. Dabei wurde auch ein Großteil der Beleuchtung auf LED umgestellt. Die Effekte der Umstellung wird man in der Energiebilanz ablesen können. Die genauen Daten liegen leider noch nicht vor. Ob die notwendige Erneuerung der Fenster und die Dämmung der Dachfläche realisiert werden können, hängt von der Zukunft des Gebäudes ab.

Energetische Sanierung des Geschäfts- und Wohngebäudes, Wittener Straße 21, in den Jahren 2021 – 2023

In einer großen Baumaßnahme wurde die Wohnungen und die Ladenlokale durch den Austausch der Heizung, dem Austausch der Fenster, die Dämmung der Fassade, des Dachbodens und des Kellers komplett „eingepackt“. Das Gemeindebüro und das Friedhofsbüro sind in die Ladenlokale gezogen. Zum Schluss wurde die Fläche des Kirchplatzes über den ehemaligen Kohlenkellern mit einer Dachbegrünung versehen. Die Kohlenkeller werden noch saniert und als Fahrradkeller vermietet. Die Gemeinde hat ca. 700.000,- € investiert.

Die Dachfläche des Hauses ist laut Solarkataster gut für eine PV-Anlage geeignet. Bei der Renovierung ist ein möglicher Ausbau schon mit berücksichtigt worden. Der energetische Effekt der Maßnahme ist leider noch nicht darstellbar, wird aber demnächst in der Energiebilanz auftauchen.

Großbaustelle Pauluskirche und Gemeindehaus, Alleestraße 4, 2020 -

In der Pauluskirche wurde die über 50 Jahre alte Dampfheizung im Jahr 2020 durch einen Brennwertkessel ersetzt. Das Gebäude bleibt aber wegen der großen Bleiglaswand heiztechnisch ein Problem. Deshalb findet der Gottesdienst in den Wintermonaten im Saal statt.

Der hohe Energiebedarf für die Beheizung des Gemeindehauses hat seinen Grund auch in den Fensterflächen. Sie sollen im Frühjahr 2024 komplett ausgetauscht werden. Dann stehen noch weitere Baumaßnahmen an: Erneuerung der Elektrik, Bau einer Behindertentoilette, Erneuerung der Küche und des Mobiliars, …).

Kirche und Gemeindehaus, verfügen ebenso wie Kindergarten und Pfarrhaus über große Flächen, die geeignet wären für den PV-Ausbau. Dieser Ausbau wird zurzeit von dem AG Klimaneutrale Gemeinde und vom Presbyterium geplant.

Das Gemeindehaus soll auch als erstes Haus der Kirchengemeinde mit einer Wärmepumpe in einem hybriden System ausgestattet werden. Das heißt: Die Wärmepumpe soll für die Grundheizlast ausreichen. Bei tiefen Außentemperaturen und großem Wärmebedarf wird die Gasheizung zugeschaltet. Mit diesem System kann der Gasverbrauch möglicherweise um ca. 70% gesenkt werden.