
23/06/2025 0 Kommentare
Umkehr im Lebensstil
Umkehr im Lebensstil
# Impulse

Umkehr im Lebensstil
Gedanken zum Johannisfest, 24. Juni
1.
Der 24. Juni ist der Geburtstag Johannes des Täufers. Johannisbeeren kennen alle. Über den Namensgeber des Tages aber wissen manche nicht viel. Johannes hat Jesus getauft - aber darüber hinaus? Am 24. Juni feiern wir seinen Geburtstag, genau sechs Monate vor dem Heiligen Abend. Schon daran wird deutlich, dass er uns auf Jesus hinweist. Doch zuerst soll der Blick auf ihn und seine Botschaft gerichtet sein.
Dazu kann ein Bild aus romanischer Zeit helfen. Es stammt aus der bemalten Decke einer Dorfkirche in den Schweizer Bergen. An der Via Mala, dem früher gefährlichen Weg über die Alpen, kann man die Kirche in Zillis bis heute besichtigen. Die Kassettendecke ist mit verschiedenen Bildern vor allem aus dem Leben Jesu bemalt. Etwa 900 Jahre sind die Bilder alt; zugleich schlicht und ausdrucksstark erzählen sie die Heilsgeschichte.
2.
Rechts im Bild ist Johannes zu sehen, man kann ihn an seinem Gewand erkennen, einem Mantel mit einer Borte aus Kamelhaaren. So wird es im Matthäusevangelium erzählt: „Er hatte ein Gewand aus Kamelhaaren an und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig“ (Matthäus 3,4). Ein unkonventionelles Leben führte Johannes in der Wüste am Jordan, außerhalb der bewohnten Orte. Darum ist hier im Hintergrund eine Schilfhütte gemalt, eine einfache Behausung am Rand des Jordans.
Menschen kamen zu Johannes, anscheinend sehnten sie sich nach einem anderen Leben, nicht so wie ihr bisheriger Alltag. Johannes predigte diesen Menschen, er rief sie zur Umkehr und forderte einen anderen Lebenswandel. Ganz rechts auf dem Bild sieht man, wie Johannes sich den Menschen zuwendet, seine Hand ragt über den Bildrand hinaus. Wer von dem neuen Weg überzeugt war, den taufte Johannes dann im Jordan.
3.
Ungewöhnlich an dem Bild aus Zillis ist die Gestalt in der Mitte. Jesus ist es nicht, der tritt erst auf weiteren Bildern in Erscheinung. Die Schriftrolle in der Hand und die Blässe der Figur weisen auf einen Propheten: Der Prophet Elia ist einer der ersten Propheten in Israel gewesen. Johannes wird hier so dargestellt, dass er in der Reihe der Propheten des Alten Testaments steht. Man hat ihn auch als den letzten Propheten vor Jesus bezeichnet – so schafft er die Verbindung zwischen den Propheten der hebräischen Bibel und Jesus.
Man mag fragen, warum ausgerechnet Elia dargestellt wird. Von ihm wird im 2. Buch der Könige (Kap. 2) erzählt, dass er nicht wie ein normaler Mensch gestorben ist, sondern in den Himmel entrückt wurde. Um diese Geschichte hatte sich im Laufe der Jahrhunderte die Erwartung gerankt, dass Elia einst wiederkommen würde. So fragte man sich, ob Johannes vielleicht der wiedergekommene Elia sei. Im Johannesevangelium wird erzählt, wie der Täufer gefragt wird: „Bist du Elia? Und er sprach: Ich bin´s nicht.“ (Johannes 1,21) Der Maler von Zillis bringt das damit zum Ausdruck, dass Elia abwehrend die Hand hebt.
4.
Gleichwohl besteht eine große Nähe zwischen Elia und Johannes. Elia war unerschrocken gegenüber den Mächtigen und trat dafür ein, dass gerade Benachteiligte Recht erfuhren. Es war auch das Anliegen des Johannes, dass die Menschen umkehren und ihren Lebensstil ändern. Matthäus erzählt von der Predigt des Johannes (Matthäus 3): „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (V. 2) und „Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße“ (V. 8).
5.
An diesen Worten wird die Nähe des Johannes zu Jesus deutlich. Sein öffentliches Reden beginnt auch mit den Worten: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Matthäus 4,17). Schließlich hat sich Jesus auch von Johannes taufen lassen. Womöglich hat auch unsere Taufe ihren Ursprung in der Taufe des Johannes, auch wenn sie bei uns ganz auf Jesus bezogen ist.
Es sollte uns eine Erinnerung sein, uns als Christinnen und Christen auf die Botschaft des Johannes zu besinnen. Zu einem Leben unter Gottes Gnade gehört auch ein Lebensstil, der der Gerechtigkeit Gottes entspricht.
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