21/04/2025 0 Kommentare
Sie dachte, er sei der Gärtner
Sie dachte, er sei der Gärtner
# Impulse

Sie dachte, er sei der Gärtner

Gedanken zu Johannes 20,11-18
1
So erzählt es uns die Heilige Schrift: „Maria stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner […]“ (Joh 20,11ff.).
Der Meister dieses Bildes hat Jahrhunderte vor mir erkannt: Dass Maria Magdalena den Auferstandenen mit dem Gärtner verwechselt, ist keine Nebensächlichkeit und kein Zufall. Maria erkennt Jesus als Gärtner. Wir sind gewohnt, das als Irrtum abzutun. Es gibt aber viele Künstler wie diesen, die das anders sehen und gesehen haben: Sie haben die Umgebung des Grabes als den Garten gemalt, in dem Maria dem Auferstandenen begegnet. Er erscheint nicht nur in der Haltung des Siegers, der den Tod überwunden hat. Sondern er hält auch einen Spaten in der Hand. Der Auferstandene ist der Gärtner, der aus dem Garten des Todes einen Garten des Lebens macht, wo Gott und Mensch so zusammen sind wie ganz am Anfang. Mit Jesus, dem Auferstandenen, hat Gott den Menschen wieder in die Mitte seines Gartens hineingestellt.
2
„Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war“ (Johannes 19,41-42).
Jesus hielt sich vor seinem Tod in Gärten auf: In der Nähe des Gartens Gethsemane feierte er das letzte Mahl, dort betete er darum, dass der Kelch in ihm vorübergehen möge, dort wurde er gefangen genommen. Im Garten des Josef von Arimathäa wurde er beerdigt. Dieser Garten dient dann als Bühne für das Osterfest. Jesus ist der Gärtner: Er ist zuständig für den Garten des Lebens. Er eröffnet den Menschen wieder den Zugang zum Garten Eden. Noch am Kreuz hat er einem, der mit ihm gekreuzigt wurde, gesagt: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23,43).
Damit übernimmt Jesus die Stelle eines anderen Gärtners. Adam, so erzählt die Bibel, wird am Anfang von Gott in den Garten Eden gesetzt. Er soll den Garten bestellen, pflegen und schützen. Aber Adam, der Gärtner von Eden, überschreitet seine Kompetenzen. Er vertauscht die Rollen. Der Mensch will sein wie Gott, er will entscheiden, was gut ist und was böse. Deshalb muss Adam den Garten verlassen und fortan außerhalb des Gartens harte Arbeit leisten „im Schweiße deines Angesichts“.
3
Mit Jesus hat der Garten Gottes einen neuen Gärtner! Jesus selbst knüpft an die alte Geschichte an. „Menschensohn“ nennt er sich, auf Hebräisch „Ben Adam“, der Sohn, der Nachkomme des Adam. Jesus ist der neue Adam, der Gärtner, dem es nicht um sich selbst geht, sondern um den Willen Gottes.
Dass er den Spaten in der Hand hält, ist ein wichtiges Detail: Zum Gärtner gehört der Spaten. Jesus arbeitet im Garten der Welt. Er stößt den Spaten in den Boden. Er lockert den harten Boden der Tatsachen. Er gräbt sie um, bricht sie auf, holt, was verborgen war, ans Licht, kehrt das Unterste zuoberst. Mit eigenen Händen bereitet er den Boden einer neuen Welt. Der Auferstandene pflanzt die neue Schöpfung. Die Saat geht auf.
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