Leben im Glauben

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Leben im Glauben

Der schmale Weg des Glaubens

1.

Zum Gotterbarmen, dieses Bild. Rembrandt ist 25 Jahre alt, als er den Apostel Petrus so malt. Petrus ist wohl so um die 60 Jahre alt – und sitzt im Gefängnis. Davon erzählt die Apostelgeschichte (Kap. 12). Der König Herodes selber soll dafür gesorgt haben, dass die neuen Prediger, die Apostel, ein möglichst schweres Leben haben. Der Apostel Jakobus ist sogar getötet worden. Ob die Jünger Jesu, die später Apostel, also Gesandte genannt werden, schon wussten, was auf sie zukommt, als Jesus sie aussandte in die Welt? Manchmal überdeckt Begeisterung ja die Furcht. Und Jesus konnte tatsächlich begeistern, als er seinen Jüngern sagt: Geht zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel; sagt ihnen: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Das Himmelreich ist auf diesem Bild nicht zu sehen. Petrus bezahlt einen hohen Preis für seine Verkündigung. Er sitzt im Gefängnis, dort wirkt er alt, gebrechlich, gedemütigt. Alles in allem ratlos. Neben ihm liegen zwei große Schlüssel (auf dem Eingangsbild wegen des Formats nicht zu sehen). Sind das die von Jesus versprochenen „Schlüssel des Himmelreichs“ (Mt 16,19)? Dann liegen sie etwas verloren da herum. Noch nicht mal die Gefängniswärter fanden sie wohl bedeutend genug, um sie Petrus abzunehmen. 

2.

Ein Verlierer – so sieht es auf dem Bild aus. Es ist gut, dass wir solche Bilder haben. Rembrandt selber war auf dem Weg zu immer mehr Ruhm, als er diesen eher ruhmlosen Petrus malte. Ob Rembrandt geahnt hat, dass es auch mit seinem Ruhm bald ein Ende haben wird? So kam es, aus vielerlei Gründen. Ab etwa dem 30. Lebensjahr ging es bergab mit Rembrandt. Sein Ruhm verblasste. Er fühlte sich von Gott und der Welt gedemütigt. Seine Bilder, sagen uns Experten, wurden immer besser; sein Geld aber immer weniger. Malt er hier prophetisch? Einen Helden namens Petrus, der kurz vor dem Zerbrechen ist?

Das ist Spekulation. Klar ist aber: Hier sitzt kein Held, sondern ein gebrochener Mann. Von selber wird er nicht mehr auf die Beine kommen. Die Schlüssel neben ihm führen ihn nicht aus dem Kerker. Da muss schon mehr passieren.

3.

Und es passiert mehr. Der schwer bewachte und in Ketten gelegte Petrus, erzählt uns Lukas in seiner Apostelgeschichte, wird vom „Engel des Herrn“ befreit. Der Gedemütigte wird wieder aufgerichtet. Kurz nach diesem Bild des von Gott und der Welt Verlassenen erscheint Gott in Gestalt eines Engels und befreit seinen Diener – wie er später auch Paulus und Silas aus dem Gefängnis befreien wird (Apg. 16). Gott lässt die Seinen nicht allein. Er rettet.

4.

Zu bewundern ist Rembrandts Ehrlichkeit, in der er hier malt. Millionen von Christen endeten wie Petrus. Im Kerker. Und später auch als Hingerichtete. Nachfolge Jesu ist kein Zuckerschlecken. Es kann bitter enden. Bis heute ist das in nicht wenigen Ländern so. In den Kerkern dieser Welt sitzen Tausende – allein wegen ihres Glaubens an Gott. Und weil sie denken und sagen, was der getaufte Jude Petrus in einem Verhör vor dem Hohen Rat der Juden sagte (Apg. 5,29): Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Ein großartiger Satz. Der manchmal einen hohen Preis fordert. Wer allein in Deutschland die Zeit des sogenannten Dritten Reichs betrachtet oder die Zeit der DDR, weiß um die Gefährlichkeit des Glaubens. Mächtige vertragen es nicht, dass ein noch Mächtigerer über ihnen sein soll: Gott selbst.

5.

Gott sei Dank: Petrus wurde gerettet. Viele andere auch. Manchmal öffnet sich ein Kerker, mit Gottes Hilfe. Menschen loben und danken Gott dann für ihre Befreiung. Wie also könnten wir leben mit der Gefahr – und der Hoffnung, dass Gott uns bewahrt?

Möglichst ehrlich, möglichst tapfer. Gott will nicht, dass wir zu Tode kommen. Er will aber auch nicht, dass wir ihn verleugnen, wenn es ernst wird. Das ist der schmale Weg des Glaubens. Wir gehen ihn tapfer, wie Petrus. Und möglichst getrost, wie alle Apostel. Wir bekennen unseren Glauben; wir hoffen auf Gottes Beistand. Wir wissen, dass der Weg sehr schmal werden kann. Und vertrauen darauf, dass Gott bei uns ist, wenn wir seinen Namen ehren und seinen Willen tun. Wir vertrauen mit den Worten Dietrich Bonhoeffers, der 1944 im Gefängnis dichtete:

Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

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