Heimkehren zu Gott

Heimkehren zu Gott

Heimkehren zu Gott

# Impulse

Heimkehren zu Gott


Gedanken zu Gottes guten Ordnungen (1. Mose 8,22) 

1 

Es ist Herbst. Die Bäume sind voll farbiger Blätter. Für viele ist das der schönste Zauber des Jahres. Andere seufzen über die Berge an Laub, die zusammengekehrt und fortgeschafft werden müssen. Und dann ist da noch Linus von den Peanuts, der beste Freund von Charlie Brown. Linus ist ein eher zurückhaltender Philosoph, außerdem sehr bibelkundlich. Er sieht weniger auf den Zauber und die Laubhaufen, die ihm Arbeit machen - er sieht auf das einzelne Blatt, das gerade vom Baum schwebt. Ihm wendet er sich fast zärtlich zu und fragt das Blatt, als es auf dem Boden liegt: „UND … HATTEST DU EINEN SCHÖNEN SOMMER?“ 

Welch eine zauberhafte Frage, ein großes Mitempfinden. Linus erkundigt sich nach den letzten Monaten. Seit spätestens Ende April ist das Blatt ja auf der Welt, ist groß geworden und hat viel erlebt: Regen, Sonne, vielleicht Sturm. Nun ist es vorbei mit dem Sommer. Aber einer ist da, der fragt noch diesen unscheinbaren Teil der Schöpfung: „UND … HATTEST DU EINEN SCHÖNEN SOMMER?“ Man könnte diese Frage auch so verstehen: Hattest Du ein schönes Leben? 

2 

Seit Anbeginn der Menschheit gehören die Jahreszeiten zur guten Ordnung Gottes. Ohne sie gäbe es kein Leben. Anders gesagt: Gott, der Schöpfer, wollte das Leben auf der Erde in genau diesem Rhythmus. Davon erzählt ein uns Unbekannter schon auf den ersten Seiten der Bibel. Erst zürnt Gott und will die Erde ins Verderben stürzen - nur Noah, seine Familie und die Tiere will er vor dem Verderben bewahren. Dann aber freut sich Gott, als Noah ihm nach den Fluten ein Dankopfer bringt.  

Während Gott mit Wohlgefallen das Dankopfer sieht, das Noah ihm bereitet, verspricht er sozusagen sich selber, die Erde nicht mehr zerstören zu wollen. Im Gegenteil, er will sie hüten und bewahren. Und dann sagt Gott einen der schönsten Sätze der Heiligen Schrift. Er verspricht: 

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören 

Saat und Ernte, Frost und Hitze, 

Sommer und Winter, Tag und Nacht. 

3 

Von diesem Versprechen leben wir - bis heute. Von diesem Versprechen lebt jedes einzelne Blatt am Baum; jeder Vogel am Himmel - und jeder Mensch. Von diesem Satz lebt auch unsere Hoffnung auf Frühling nach einem strengen, klirrenden oder nur grauen Winter. Es wird wieder Frühjahr werden. Es wird wieder Saat und Ernte sein. Im übertragenden Sinne dürfen wir sagen: Es wird wieder Zuwendung sein an die Trauernden; es wird wieder Zuversicht sein für die Vereinsamten. Die guten Ordnungen Gottes sorgen dafür, dass niemand und nichts vergessen wird. 

4 

Linus, der zauberhafte, bibelkundliche Junge aus der Comicserie Peanuts, wird das alles wissen. Und wenn er es noch nicht weiß, wird er es doch fühlen. Das erkennen wir daran, dass er sich hier nicht etwa mit großen Worten an die ganze Schöpfung wendet, sondern an ein unscheinbares Blatt, das im Herbst vom Baum fällt. Linus fühlt, dass er in diesem Blatt die ganze Ordnung Gottes erkennen kann. Und zu ihm spricht: „UND … HATTEST DU EINEN SCHÖNEN SOMMER?“  

Vielleicht antwortet ihm das Blatt auf seine Weise, wer weiß. Es wird ja nicht ein Nichts aus diesem Blatt. Es kehrt zurück in die Ordnung Gottes und wird als Kompost im Frühling neue Frucht bringen - untergegraben auf einem Feld oder im Garten. Es gibt Vergänglichkeit; wir spüren sie auch. Es gibt aber kein Nichts in Gottes Ordnung. Alles hat seinen Platz. Der Platz wechselt - die Bedeutung alles Lebendigen aber bleibt. Dafür hat Gott gesorgt, als er sich versprochen hat: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Von diesem Versprechen leben wir, aufgehoben in Gottes Ordnung. 

5 

Wir Menschen sind eingehüllt in Gottes Versprechen. Wir sind vergänglich, aber wir vergehen nicht. Wir sterben, aber wir sind nicht weg. Es gibt kein Nichts. Der deutsche Dichter Gottfried Benn (1886 - 1956) schreibt kurz vor seinem Tod (16.6.1956): „Wir werden nicht fallen, wir werden steigen.“ Unsere Fantasie wird nicht ausreichen, uns das vorzustellen. Wir werden heimkehren zu Gott, unserer Heimat im Himmel.  

Wo das ist, müssen wir nicht wissen. Wir dürfen es uns aber in aller Freiheit als etwas sehr Schönes, Wohliges vorstellen. Und vielleicht wird Gott sich als Erstes zu uns beugen, um uns leise zu fragen: „UND … HATTEST DU EIN SCHÖNES LEBEN?“ 

Dies könnte Sie auch interessieren

Ev. Paulus-Kirchengemeinde Castrop
Wittener Straße 21
44575,  Castrop-Rauxel

Spendenkonto:

Kirchenkreis Herne.
IBAN DE05 3506 0190 2001 1420 22
BIC GENODED1DKD