Guck nach vorne

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# Impulse

Guck nach vorne

Gedanken zum Wochenspruch Lukas 9,62 

1

„Pass auf, guck nach vorne!“ Die Stimme der Mutter überschlägt sich. „Guck nach vorne!“, ist jetzt auch die Stimme des Vaters eindringlich zu hören. Ein Scheppern, ein Aufschrei und ein Wimmern. Roller und Kind liegen am Boden. Wenige schnelle Schritte, der Vater steht neben dem Mädchen, streicht ihr mit der einen Hand über den Kopf und lehnt den Roller mit der anderen an den Baum. Er hockt sich zu ihr und nimmt sie in den Arm. „Glück gehabt, gerade noch so gestürzt, dass Du nicht auf der Straße gelandet bist,“ spricht er zu ihr — und sicherlich auch zu sich selbst. 

Die Mutter dazu. Ihr ist der Schreck ins Gesicht geschrieben. Der große Bruder steht sichtlich genervt daneben: „Wann lernst Du es endlich, Du musst geradeaus gucken und den Lenker gerade halten!“ Der Vater nimmt Roller und Tochter an die Hand. Eine Weile üben sie auf dem breiten Fußweg. Roller- oder Fahrrad zu fahren ist eine Lebenskunst. Es dauert, bis alle Bewegungen verinnerlicht sind und es sicher vorangeht.

2

Auf dem Weg zum Spielplatz muss eine Straße überquert werden. Immer wieder wird es gefährlich, wenn ein Auto zu schnell durch die verkehrsberuhigte Zone fährt oder ein Kind die eigenen Fähigkeiten auf Rädchen oder Roller überschätzt. „Guck nach vorne! Halt an! Achte auf die Straße!“ Solche Warnrufe sind oft am Überweg zu hören. Je nachdem, wie sicher die jungen Verkehrsteilnehmer sind, kommt es zum unfreiwilligen Abstieg, aufgeschrammten Knien und Tränen. Irgendwann aber hat jedes Kind es gelernt, wie wichtig es ist, anzuhalten und sich beim Abbiegen umzudrehen. Sonst gilt es, den Blick geradeaus zu richten, damit das Ziel sicher erreicht wird.

Hat sich die Stimme Jesu vor Sorge fast überschlagen? Klang sie eindringlich? Oder war er genervt, weil die, die mit ihm kommen wollten, nicht verstanden, was wichtig ist, damit sie ans Ziel kommen? In Lukas 9 lesen wir: 

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ 

3

Was Jesus seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern in einem Bild aus ihrem Alltag erklärt, wird für mich deutlich, wenn ich Kinder beim Radfahren lernen beobachte. Es braucht Übung, damit man mit Blick nach vorne sicher Balance halten kann. Jesu Zeitgenossen wussten: Wer pflügt, muss die Augen geradeaus richten, damit die Furche keine Biegungen macht und das meiste aus dem Boden herausgeholt wird. Ein Verkanten des Holzpfluges hat schlimme Folgen: Viel zu leicht zerbricht das Werkzeug, das gebraucht wird, um den Boden zu bearbeiten, solange das Wetter hält. Wer die Hand an den Pflug legt, hat damit auch das Schicksal seiner Familie in den Händen. Schließlich hängt von der eigenen Genauigkeit und Geschicklichkeit ab, wie viel vom Acker rechtzeitig bestellt wird.

4

Jesus hat seinen Weg nach Jerusalem begonnen (Lk 9,51). Er ahnt den Ernst der Lage. Deshalb sammelt er Menschen um sich, die sich mit ihm darauf einlassen wollen. Mitläufer kann er nicht brauchen. Nur zielgerichtet kann die kurze Zeit, die bleibt, gut genutzt werden, um möglichst vielen vom Kommen des Reiches Gottes zu erzählen. Nur die sind geeignet, die ihr Leben ganz auf dieses Ziel ausgerichtet haben.

Pass auf, guck nach vorne, wenn Du im Kalender versuchst, alle Termine unterzubringen. Guck nach vorne, wenn noch eine neue Aufgabe erledigt werden soll. Guck nach vorne, dann entscheide Dich! Es schmerzt, abzusagen, Erwartungen zu enttäuschen, Vertrautes hinter sich zu lassen. 

Bei allem, was nach Aufmerksamkeit ruft, ist es eine Kunst, das Gleichgewicht zu halten und ausgerichtet zu bleiben. „Guck nach vorne“: Eine Mahnung, aber letztendlich geht es nur darum, das Ziel zu erreichen.“

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