Geborgen bei Gott

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Gedanken zu Markus 4,35-41

1

Eine Buchmalerei. Die Äbtissin Hilda im Kloster Meschede hat zu Beginn des 11. Jahrhunderts ihre Bibelhandschriften mit Bildern ausschmücken lassen. Illuminieren sagt man auch dazu. Das Bild beleuchtet die Geschichte. Es leuchtet auf eigene Weise.

Ein Boot, märchenhaft geformt, eine Nussschale, ein aufgeschnittener Riesenfisch. Das Boot scheint über das Meer zu fliegen. Das Heck ist wie eine Schwanzflosse erhoben. Der Bug, mit dem Kopf eines Fabelwesens, schießt nach unten. Das Auge ist weit aufgerissen. Wie das Maul. Erschrickt es vor der Tiefe oder will es die Tiefe erschrecken? Sechs Ruder. Die äußeren tanzen aus der Reihe. Das Boot ist steuerlos. Aus dem Boot erhebt sich der Mast bis in die rechte obere Ecke. Quer dazu die Rah. Sie hält das Segel. Mast und Rah bilden ein Kreuz. Das Segel wirft Falten. Wie ein Vorhang, der sich im Wind bauscht. Mit goldener Borte. Zwei Taue hängen lose gehalten im Wind. Ein drittes scheint sich ganz gelöst zu haben. Es zerfließt in den Wellen. Um das Boot herum ein blasses Blau. Nach unten hin wird es dunkler. Mit zarten Pinselstrichen sind Wellen eingezeichnet. Die Horizontlinie fehlt. Himmel, Erde und Meer sind eins in der Gegenwart Jesu.

2

Goldene Heiligenscheine füllen das Boot. Zwölf Köpfe sind angedeutet. Die Jünger. Fast alle schauen nach vorn, einige nach oben. Zum Kreuz. Sie haben die Augenbrauen hochgezogen. Die Gesichter sind fein gezeichnet. Skepsis malt sich darin. Schrecken. Demut. Ratlosigkeit. Misstrauen. Einer hält eine dünne Schnur. Sie führt am Mast entlang zum Segel. Sein Kopf ist größer als der der anderen, das Gewand himmelblau und purpurrot.

Die Farben sind teuer. Ein Fischer kleidet sich so nicht. Ich denke an Petrus, den Steuermann der ersten Gemeinde, den Bischof. Die Zwölf teilen sich die Heiligenscheine. Sie brauchen einander. Und Jesus. Ohne ihn können sie nichts tun.

3

Ein Jünger hat eine große Hand auf Jesu Schulter gelegt. Er guckt grimmig. Meister, fragst du nicht danach, dass wir umkommen? Größer als die Jünger ist Jesus gemalt. Er ist der Größte in der Geschichte. In allen Geschichten. Er trägt ein weißes Gewand über dem blauen Unterkleid. Goldschmuck. Kostbar ist seine Kleidung. Er ist Gottes Sohn. Sein Gesicht liegt auf dem rechten Arm. Die Augen sind geschlossen. Er schläft. Übergroß die Arme. Wie die gesenkten Flügel eines Engels. Oder die Arme einer Mutter. In seinen Heiligenschein ist das Kreuz eingezeichnet. Rechts der Buchstabe X. Über der Stirn ein L. Dazwischen ahne ich ein U. „LUX“, lateinisch für „Licht“. Christus, Licht der Welt.

4

Das Schiff fliegt abwärts. Von links oben nach rechts unten. Es droht aus dem Bild zu fallen. Und doch sinkt es nicht. Ich denke mir noch eine Linie. Von der Mastspitze über das Gesicht des Jüngers bis zu der Hand, die Jesus rüttelt. Über den Arm Jesu bis zur linken unteren Ecke. Die Talfahrt ist durchkreuzt. Die Jünger sind gehalten durch den schlafenden Jesus. Das Kreuz, der Vorhang, der im Tempel zerreißt, sie erinnern an sein Leiden und Sterben. Die Farben zeigen an, wo es hingeht. Von Schwarz zu Blau und Gold. Durch den Tod zum Leben im himmlischen Zuhause bei Gott. Das Schiff fährt durch die Zeit. Fährt aus dem Rahmen und bezieht die Betrachtende ein. Etwas Glanz erhellt mein Gesicht. Lässt mich lächeln.

5

Das Kirchenschiff ist vielen Stürmen ausgesetzt. Genau wie mein Leben. Über dem Abgrund, mitten im Sturm, bin ich gehalten. Mit meinem bisschen Mut, meinem Misstrauen, meiner Angst bleibe ich im Boot. Teil der Gemeinschaft der Heiligen, Teil der Gemeinde. Ich darf an Jesu Schulter rütteln. Ihn anschreien. Mich hineinfallen lassen in sein Vertrauen und mich in Gottes Armen, unter dem Schatten seiner Flügel, bergen.

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