Der Nächste, die Nächste, bitte!

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# Impulse

Der Nächste, die Nächste, bitte!

Gedanken zur Nächstenliebe

1

Der barmherzige Samariter

Da kam ein Schriftgelehrter und wollte Jesus auf die Probe stellen. Er fragte ihn: »Lehrer, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme?« Jesus fragte zurück: »Was steht im Gesetz? Was liest du da?« Der Schriftgelehrte antwortete: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Denken.« Und: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.« Jesus sagte zu ihm: »Du hast richtig geantwortet. Halte dich daran und du wirst leben.« Das Beispiel des barmherzigen Samariters Aber der Schrift-gelehrte wollte sich verteidigen. Deshalb sagte er zu Jesus: »Wer ist denn mein Mitmensch?« Jesus erwiderte: »Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn bis aufs Hemd aus und schlugen ihn zusammen. Dann machten sie sich davon und ließen ihn halb tot liegen. Nun kam zufällig ein Priester denselben Weg herab. Er sah den Verwundeten und ging vorbei. Genauso machte es ein Levit, als er zu der Stelle kam: Er sah den Verwundeten und ging vorbei. Aber dann kam ein Samariter dorthin, der auf der Reise war. Als er den Verwundeten sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn in ein Gasthaus und pflegte ihn. Am nächsten Tag holte er zwei Silberstücke hervor, gab sie dem Wirt und sagte: ›Pflege den Verwundeten! Wenn es mehr kostet, werde ich es dir geben, wenn ich wiederkomme.‹ Was meinst du: Wer von den dreien ist dem Mann, der von den Räubern überfallen wurde, als Mitmensch begegnet?« Der Schriftgelehrte antwortete: »Der Mitleid hatte und sich um ihn gekümmert hat.« Da sagte Jesus zu ihm: »Dann geh und mach es ebenso.« (Lukas 10, 25-37)

Manchmal muss man sich ein Herz nehmen. Manchmal muss man sein Herz in die Hand nehmen, um es zu verschenken, um es einem oder einer anderen zu geben. So wie auf dem Bild. Dabei ist gar nicht deutlich, ob die Hände die Herzen greifen oder losfliegen lassen.

Im Wort „Barmherzigkeit“ treffen sich das Herz und das Erbarmen. Und eigentlich verwendet es der Evangelist Lukas nur im Zusammenhang mit Gott. Er beschreibt damit die erbarmende und befreiende Liebe Gottes. Doch beim „Barmherzigen Samariter“ springt der göttliche Funke über. Es zeigt sich: Wenn ein Mensch sein erbarmendes Herz entdeckt, kann er nicht am Notleidenden und Hilfesuchenden vorbeigehen, sondern nimmt sich sein Herz, um es zu geben, um es dem Nächsten zu öffnen.

2

Sich ein Herz für andere nehmen, das machen viele in der Gemeinde, in den Gruppen, aber auch in der Stadt. „Manchmal muss man sich ein Herz nehmen und losgehen“, sagt Astrid und erzählt von ihrem ersten Tag bei der Tafel. Sie wollte immer schon ein Ehrenamt übernehmen, traute sich aber nicht so richtig. Doch dann hat sie sich ein Herz genommen, ist hingegangen, als die Tafel geöffnet war, und hat gefragt, ob sie helfen könne. Das war vor sechs Jahren. Nun geht sie jede Woche hin. Sie sortiert die Ware, die reinkommt, oder teilt die Ware an die Kunden aus. Das Ausgeben der Lebensmittel macht Astrid am meisten Freude. An manchen Tagen ist es ganz schön voll, da verliert man den Überblick, wer dran ist, erzählt sie weiter. Dann frage ich immer: „Wer ist der Nächste oder die Nächste? Das weiß man ja gar nicht immer!“

3

Philipp singt im Chor. Jeden Mittwoch kommt er zu den Proben ins Gemeindehaus. Männer sind Mangelware, deshalb ist sein Kommen wichtig, sonst sind die Männerstimmen zu dünn besetzt. „Eigentlich wollte ich nur für ein Adventsprojekt mitsingen, aber dann hat alles so viel Spaß gemacht. Da habe ich mir ein Herz genommen und bin geblieben“, erzählt er. Im Chor sind ihm die anderen beiden Bässe die Nächsten. Aber wenn der Chor in der Kirche singt oder im Seniorenheim, werden die Zuhörenden seine Nächsten. Er freut sich, wenn sie andächtig lauschen, mitsummen und manchmal mitklatschen.

4

„Der Nächste bitte!“, ich trete ein und nehme Platz. Vor mir waren viele Leute; auch jetzt warten noch viele vor der Tür. „Na, in welchen Arm wollen Sie die Grippeimpfung bekommen?“, fragt mich die Ärztin freundlich. Ich mache den linken Arm frei. „So, gleich pikt es etwas. Da machen wir doch ein kleines Pflaster drauf.“ Die Sprechstundenhilfe klebt mir ein Pflaster auf den Arm und erkundigt sich, ob alles in Ordnung sei. Ich nicke und bedanke mich. Und während ich meinen Pulli anziehe, höre ich draußen: „Der Nächste, bitte.“

5

Der Nächste bitte! Die Nächste bitte! Das sagen wir oft und das hören wir oft. Und dann steht ein Mensch vor uns. Bei der Tafel, weil das Essen nicht reicht. In einem Konzert, weil die Musik guttut und Freude macht. Bei der Ärztin, weil wir Hilfe brauchen. So reichen wir unsere Herzen vom Nächsten zur Nächsten. Mal nehmen wir, mal geben wir.

Einfach nur den Nächsten sehen, dann erfüllen wir Gottes Willen.

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