Das "eitle" Leben

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Das "eitle" Leben

# Impulse

Das "eitle" Leben

Tage des eitlen Lebens“

Gedanken zu Prediger Salomo 7,15-18

1

Was für ein Zimmer – eher ein Raum oder eine Halle. In einem gehörigen Abstand sitzen drei Erwachsene und ein Kind. Sie schauen sich an, der Mann rechts scheint aber doch eher in ein Irgendwo zu schauen.

Links sitzt, eher etwas angespannt, eine Mutter mit ihrem Sohn. Vor sich stehen ihre Koffer. Die beiden schauen auf die Erwachsenen, wohl ein Ehepaar, das ihnen ziemlich weit entfernt gegenübersitzt. Beide haben ein Glas Rotwein in der Hand, das sie auch erhoben haben. Wem sie zuprosten wollen, ist nicht klar. Mutter mit Kind jedenfalls haben nichts zu trinken. Mit dem erhobenen Glas in der Hand sagt die Frau, umgeben von aller Pracht in ihrer Halle: ES IST BEI UNS NICHT ALLES GOLD, WAS GLÄNZT! Darauf antwortet ihr Mann, ebenfalls mit erhobenem Glas: ABER DAS MEISTE!

2

Hier geschieht mehr, als das Bild uns zeigen kann. Es geschieht in den Menschen. Hinter den Worten, dem Aussehen und der Haltung von Menschen ist ja immer ein dichtes Geflecht von Empfindungen.

Es wirkt so, als seien Mutter und Kind für eine Zeit Gäste in dem Haus, vielleicht gerade angekommen. Irgendwie scheinen sie da nicht hinzugehören fühlen sich fremd, was ist das hier allles. Mit Scheu und einer gewissen Ehrfurcht sitzen sie etwas verkrampft, wie es scheint, auf einem der Prachtsofas und schauen. Man könnte sich auch vorstellen, dass sie wie erstarrt sind. Dagegen will die Frau des Hauses etwas tun, als sie das von dem Gold sagt. ‚Glauben Sie das nicht alles‘, könnte sie auch sagen. Sie will die Fremden auf den Boden holen, sozusagen. Und will darauf hinweisen: Hier ist mehr Schein als Sein. Das aber lässt der Mann des Hauses nicht gelten. Er besteht auf dem Glanz und sagt: ‚Fast alles echt‘. Was so viel heißt wie: Wir sind wer.

3

Wir erleben einen Moment eitlen Lebens. Der Mann besteht darauf. Er ist wer, will er sagen. Er ist noch nicht so weit wie der Prediger Salomo, der gegen Ende seines Lebens erkennt, dass er viele Tage „eitlen Lebens“ erlebt und wohl auch gelebt hat. Eitel - das heißt so viel wie: hochmütig oder: nichtig. Das Wort hatte einmal einen stolzen Klang, der als angenehm empfunden wurde. Es war sogar mal ein männlicher Vorname. Heute aber klingt es in unseren Ohren eher wieder wie beim Prediger Salomo: Eitel bedeutet: selbstgefällig und nichtig. Jemand baut nur auf sich – und macht seine Rechnung ohne den Wirt. Also: er macht die Rechnung seines Lebens ohne Gott.

4

Das Buch des Predigers Salomo im Alten Testament ist so etwas wie die Bilanz eines Lebens – auch eines Lebens mit Gott. Da erkennt ein Mensch, dass nichts so ist, wie er es gerne gehabt hätte; und auch Gott sich nicht so verhält, wie man es sich wünscht. Gott bleibt, aller Anbetung zum Trotz, ein großes Geheimnis, das man nicht entschlüsseln kann, so sehr man sich auch bemüht.

Am Ende seines Lebens dann sagt der Prediger Salomo: Und doch haben wir keine andere Wahl, als Gott zu fürchten. Nicht im Sinne von Angst haben vor ihm, sondern im Sinne von: ihn in Ehrfurcht anzuerkennen und anzubeten. Nur so ergibt sich ein Lebenssinn: Gottes Willen tun, sein Geheimnis anerkennen und ihn anbeten im Sinne Jesu (Lukas 22,42): „… nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“

5

Die interessanteste Figur auf dem Bild ist die Frau. Im Satz vom Gold, das nur so aussieht wie Gold, verbirgt sich auch eine Ahnung. Oder vielleicht schon ein Wissen, das sie aber wegen der Nähe zu ihrem selbstgefälligen Mann lieber nur vorsichtig ausspricht: ‚Wir können für das alles hier nichts, oder nicht so viel. Außerdem ist hier mehr Schein als Sein.‘ Die Frau möchte ihre verschüchterten Gäste beruhigen. Sie kommt ihnen nahe. Sie will ihnen zeigen, dass sie selber sich auf das alles hier in der Halle nicht so viel einbildet – im Gegensatz zu ihrem Mann. Damit trifft sie den Prediger Salomo, der sich auf sich nicht viel einbildet und am Ende sagen wird (12,14): „Fürchte Gott und halte seine Gebote.“

Je mehr in diese Halle des Lebens gestellt werden wird, stelle ich mir vor, je mehr Gold da gesammelt werden wird, desto mehr Zweifel werden der Frau kommen. Vielleicht verschenkt sie dann heimlich etwas davon an ihre Gäste. Weil sie in ihrem Herzen erkennt: Ich will keine Tage eitlen Lebens mehr. Teilen hält mich lebendiger. 

Und Gott lächelt. Vielleicht. Und denkt sich: Sie hat es geschafft! Sie ist bei mir angekommen.

 

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